Und damit beginnt meine Motivation: Die typische Reaktion auf eine Aussage à la "Ich habe Informatik studiert." besteht in der Antwort "Ah, interessant, ich kenne mich mit Computern nicht so gut aus."
Was folgere ich daraus? Informatik ist in den Augen der meisten Menschen, denen ich begegne die Wissenschaft von der Beschäftigung mit Computern. Der deutlichste Berührungspunkt – die "Schnittstelle" also – der meisten Menschen mit Informatik ist also vermutlich der Computer auf dem Schreibtisch. Ob zu Hause oder im Büro, und vor allem dann, wenn er gerade nicht so funktioniert, wie gewünscht.
Und in der Tat: Im Englischen beispielsweise wird man nur selten auf den Begriff informatics treffen, sondern es wird in der Regel von computer science ("Computerwissenschaft") gesprochen.
Doch aus meiner Sicht greift dies etwas zu kurz. Die deutschsprachige Wikipedia gibt mir hier recht, wenn sie Informatik definiert als "die Wissenschaft von der systematischen Verarbeitung von Informationen, insbesondere der automatischen Verarbeitung mit Hilfe von Rechenanlagen". Hier kommt also der Computer (hier bezeichnet als Rechenanlage) erst später ins Spiel.
Denn auch wenn es weniger offensichtlich ist: Um Informationen in systematischer Weise zu verarbeiten, benötigt man keine Maschine. Wirklich nicht? Viele Menschen in Deutschland werden sich dieser Tage mit ihrer Steuererklärung herumschlagen – und tun damit nichts anderes, als systematisch Informationen zusammenzutragen.
Die Suche nach einem Handwerker in den gelben Seiten? Niemand käme auf die Idee, das Telefonbuch von vorne nach hinten durchzulesen, um nach zwei Wochen endlich auf die Nummer des Installateurs zu stoßen. Auch dem Telefonbuch liegt eine Systematik zu Grunde, denn es ist alphabetisch geordnet.
Nun ist also klar: Informatik funktioniert auch ohne Computer. Es hat sich allerdings herausgestellt, dass eine Maschine komplexe, mühevolle und ermüdende Aufgaben schneller und fehlerfreier bewältigen kann, als ein Mensch das könnte. Der Computer ist also für den Informatiker ein wichtiges Werkzeug. So, wie die Wasserwaage für den Maurer, das Stethoskop für den Arzt und das Teleskop für den Astronomen.
Was den Computer von den anderen Werkzeugen unterscheidet, ist seine Vielfältigkeit. Der Computer findet Telefonnummern ebenso, wie er bei der Steuererklärung assistieren kann.
Und damit ist für mich der Stein ins Rollen gebracht. Ich möchte mich in diesem Blog vor allem mit folgenden Themen beschäftigen:
- Was ist Informatik und wo liegen ihre Grenzen? Ich möchte verschiedene Facetten des Fachgebiets ansprechen, ohne dabei zu technisch zu werden.
- Wie verändert die Informatik die Gesellschaft? Wo liegen Gefahren und Chancen? Aus meiner Sicht hat die Informatik heute schon das Zusammenleben von Menschen deutlich verändert, und ich möchte auf diese Entwicklungen eingehen.
- Wo trifft die Informatik auf andere Fachgebiete? Zum einen ist die Informatik aus verschiedenen Disziplinen entstanden, zum anderen hat sie auch großen Einfluss auf die Arbeitsweise in anderen Fachgebieten. Einige davon möchte ich beleuchten.
Der Name des Blogs – "Schnittstellen" – ist also Programm: Es geht um die Berührungspunkte von Informatik mit der Gesellschaft einerseits und mit anderen Fächern andererseits. Ich kann an dieser Stelle noch nicht sagen, wo die Reise enden wird, aber ich bin gespannt, vor allem auf Kommentare.
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